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02.10.2008

Das Interview zum Tag der offenen Tür in Buckow

mit Herr Dr. med. Günter Menges, Oberarzt Rehabilitationsklinik Märkische Schweiz GmbH in Buckow, Facharzt für Chirurgie, Zusatzbezeichnung medikamentöse Tumortherapie und Sozialmedizin.

Wieweit ist Darmkrebs verbreitet?

Jährlich erkranken in Deutschland über 70.000 Menschen an Darmkrebs, der Darmkrebs ist damit die am häufigsten vorkommende Krebserkrankung überhaupt. Betrachtet man die Häufigkeit der Darmkrebserkrankungen für Männer und für Frauen getrennt, so steht der Darmkrebs bei beiden Geschlechtern an zweiter Stelle aller Krebserkrankungen. Häufiger treten bei Frauen nur noch bösartige Erkrankungen der Brustdrüse und bei Männern das Prostatakarzinom auf. Wichtig ist zu wissen, dass zurzeit bereits etwa 60 % der an Dickdarmkrebs Erkrankten vollständig geheilt werden können. Ziel der Vorsorgeuntersuchungen und Früherkennung ist die Behandlungsergebnisse und damit auch die Überlebensraten der Betroffenen weiter zu verbessern.

Gibt es eine sinnvolle Vorsorge bzw. Früherkennung?

Gerade zur Früherkennung des Dickdarmkrebses stehen Untersuchungsmethoden mit hoher Aussagekraft und Empfindlichkeit zur Verfügung. Insbesondere kommt hierbei die Koloskopie (Dickdarmspiegelung) zum Einsatz. Bei der Koloskopie kann die Dickdarmschleimhaut durch den Untersucher sehr genau eingesehen und beurteilt werden. Es ist auch möglich, bei dieser Untersuchung Polypen des Dickdarmes abzutragen und Proben aus verdächtigen Schleimhautbezirken zu entnehmen und diese mikroskopisch (histologisch) untersuchen zu lassen. Somit lassen sich sehr genaue Aussagen zur Dignität (gutartig oder bösartig) einer Veränderung der Dickdarmschleimhaut treffen. Es können bösartige Veränderungen frühzeitig erkannt und dann auch entsprechend frühzeitig gezielt behandelt werden.

Die Stomaversorgung – also der künstliche Darmausgang ist oft noch ein Tabu. Wie helfen Sie ihren Patienten?

Wir behandeln in unserer Klinik nicht nur Patienten mit künstlichen Darmausgängen (Colostoma), sondern auch Patienten, die eine künstliche Harnableitung, ein Urostoma, haben. Je nach Art der Erkrankung können die künstlichen Darmausgänge teilweise wieder zurückverlegt werden, sind aber häufig auch dauerhaft angelegt. Bei den künstlichen Harnableitungen kommt eine Rückverlegung in der Regel nicht mehr in Frage bzw. ist nicht mehr möglich. Wichtig ist, dass wir die Betroffenen befähigen, ihre Stomaversorgung vollkommen selbständig vorzunehmen. Besonders wichtig ist aber, dass die Betroffenen ihren künstlichen Darmausgang – das Stoma - akzeptieren. Wir zeigen außerdem, dass die krankheitsbedingte notwendige Stomaanlage nicht mit einer Verminderung der Lebensqualität einhergehen muss. Die Stomapatienten werden deshalb genauso wie jeder andere Patient in die Behandlungskonzepte eingebunden. Sie erhalten die gleichen erforderlichen physiotherapeutischen Maßnahmen. Wenn es der Zustand der Patienten erlaubt, nehmen Sie z. B. auch an Behandlungen im Bewegungsbad also an der Wassergymnastik teil.

Und die Selbsthilfe?

Die Betroffenen werden durch speziell ausgebildete Stomaschwestern im Umgang mit dem Stoma und in der Stomaversorgung geschult, ggf. werden dabei auch Angehörige einbezogen. Im Falle einer notwendigen Änderung der Stomaversorgung wird die weiterbetreuende Stomaschwester bzw. Stomaberaterin am Heimatort informiert.

Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Stomaträger sich mit Formen der Selbsthilfe vertraut machen können. Dazu gehört die Kontaktaufnahme zu Selbsthilfegruppen, in diesem Falle zur Deutschen ILCO e.V., Landesverband Berlin/Brandenburg. Wir bieten in unserer Klinik spezielle Informationsveranstaltungen und Seminare der Deutschen ILCO für alle betroffenen Patienten an. Wir sind den Mitgliedern der Deutschen ILCO, die sich an dieser Stelle ehrenamtlich und persönlich sehr einbringen (Frau Andrea Schulz und Herr Günter Vierkötter), dankbar für ihre Unterstützung bei der Beratung und Betreuung unserer Stomapatienten.


Vielen Dank für das Interview Herr Dr. Menges

Carsten Kolbe-Weber

 
 
 
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