Andachten

Hier finden Sie die Gedanken zu Bibeltexten von den Seelsorgern der Immanuel Albertinen Diakonie zum Innehalten, als Inspiration oder zum Nachdenken.

30.03.2012

„Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele."

Andacht zu Markus 10,45 von Diakon Lutz Bratfisch

Bekannt und doch nicht leicht, dieser Satz! - Versuchen wir es mal anders:

Geh! Gehorche meinen Winken,
Nutze deine jungen Tage,
Lerne zeitig klüger sein:
Auf des Glückes großer Waage
Steht der Zeiger selten ein;
Du musst steigen oder sinken,
Du musst herrschen und gewinnen
Oder dienen und verlieren,
Leiden oder triumphieren,
Amboss oder Hammer sein. (Goethe)

Dem möchte ich eher zustimmen. Ja, so ist die Welt. Oben und Unten. Ranking ist derzeit überall gefragt. Auch Kirche und Diakonie sind nicht frei von Hierarchien. Sicher kann dabei nicht sofort gesagt werden: „Die Mächtigen dieser Welt halten die Völker nieder."

Doch die Begehrlichkeiten, wer wem was zu sagen hat, sind da. Wer weise ist, rechnet mit seiner Verführbarkeit: Wer ist hier eigentlich der Chef / die Chefin? Es scheint sehr wichtig zu sein, wie weit ein Dienstauto vom Haupteingang entfernt stehen darf. VIP-Plätze stehen den Untergebenen nicht zu!

Gibt es denn kein Leben ohne dieses bedrückende Oben und Unten? Muss es denn zwangsläufig so sein, dass die Person ganz von ihrer Funktion her definiert wird? Solches Verhalten zerstört jedenfalls Gemeinschaft und Mitmenschlichkeit. Jesus Christus sagt zu seinen Leuten: Unter euch ist das nicht so!

Wichtig ist, dass nun nicht sofort unser ethisches Verhalten, sondern Jesus Christus und sein eigener Weg ans Kreuz im Blick sind. Jesus spricht von der Hingabe seines Lebens. Das gilt es nicht zu imitieren. In Bethlehem wurde aus dem Herrn ein Knecht. Sein Weg führt nach Jerusalem. Er ist der gekreuzigte Gott. Er ist am Kreuz nicht unser Vorbild, sondern nur noch Stellvertreter! Aber die, die zu ihm gehören, können unmöglich leben, was Jesus kritisiert.

Gibt es einen dritten Weg? Anders als die von Goethe vorgeschlagene Alternative von dienen oder verlieren, drauf dreschen oder gedroschen werden? Mit bloßer Polemik gegen Macht ist es nicht getan. Macht alleine aber fördert kein Leben. Nur wenn sie an Liebe, Demut, Güte gebunden bleibt, kann sie menschlich bleiben. Sie kann sich selbst zurücknehmen und relativieren. Ohne die Koppelung an Liebe und Transparenz wird Macht dagegen dämonisch. Wer zu Jesus gehört, spielt sich nicht auf!

Diese Haltung hat schon im Alten Testament ihre Wurzeln.

War noch im Turmbau zu Babel Genesis 11 davon die Rede: „Auf dass wir uns einen Namen machen", beginnt nun Gott ein ganz anderes Leben mit Abraham in Genesis 12: „Und ich will dir einen Namen geben."

Das ist der Unterschied! Und damit lässt sich sehr gut und fröhlich leben. „Es wird nie der Weg aller sein und auch nicht derer, die die Geschichte machen wollen, aber wenn man weiß, auf welcher Seite man steht, lebt man freier und ruhiger." (H. Hesse)

Ihr Lutz Bratfisch, Klinikseelsorger in Bernau und Buckow

 
 
 
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